Donnerstag 18 Ramadhaan 1445 - 28 März 2024
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Ist es erlaubt, ein Bittgebet (Du’aa) für den Sieg einer Fußballmannschaft, die man anfeuert, zu sprechen?

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Herausgabedatum : 25-09-2020

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Frage

Was ist die islamische Beurteilung über das Sprechen von Bittgebeten für alles Mögliche, was man sich wünscht und was einem das Herz erfreut, egal, ob es dabei um eine große oder eine kleine Sache geht? Wie z.B. das Bittgebet, dass meine Fußballmannschaft gewinnen möge. Ich frage, weil ich fürchte, dass solche Bittgebete evtl. Sünden oder das Zertrennen von Verwandtschaftsbande enthalten.

Inhalt der Antwort

Alles Lob gebührt Allah..

Erstens:

Es ist nicht erlaubt, Allah, den Erhabenen, um alles zu bitten, was die eigenen Gelüste und Neigungen sich wünschen und erhoffen, dass es in Erfüllung geht. Dies, da einige dieser Dinge islamisch verboten sind, den Zorn Allahs auf sich ziehen und es somit verboten ist, diese Dinge zu erfragen. Und wie viele Dinge gibt es, die die Seele sich wünscht, deren Erfüllung jedoch ihr Verderben bedeuten würde.

Zweitens:

Im Grunde genommen ist es kein Problem, Fußball zu spielen, solange es dabei nicht zu islamisch verbotenen Dingen kommt, wie z.B. dem Entblößen der (entsprechend islamischer Regelung) zu bedeckenden Körperteile (‘Awrah), dem Verpassen des Gemeinschaftsgebets, dem Fördern von Patriotismus und Fanatismus wie in der Zeit der vorislamischen Unwissenheit oder dem Zahlen von Geldbeträgen durch die Spieler oder eine außenstehende Partei.

Siehe die Antworten auf die Fragen Nr. 22305 und Nr. 75644.

Ebenfalls ist es kein Problem, dem Spiel zuzusehen, wenn es frei von islamisch verbotenen Dingen ist.

Siehe die Antwort auf die Frage Nr. 95280.

Jedoch kommt es beim Fußball in den meisten Fällen zu islamisch verbotenen Dingen.

Drittens:

Das Anfeuern einer Fußballmannschaft, dass man mit dem Herzen an dieser hängt, auf ihren Sieg hofft und die Freude über diesen, die Wut und Traurigkeit über die Niederlage der Mannschaft: All dies sollte der Muslim lassen und sich nicht damit beschäftigen. Denn es ist von den gegenstandslosen Dingen, die ihn in den meisten Fällen vom Gedenken Allahs und dem Gebet abhalten und die zwischen den Menschen Feindschaft und Hass säen. Nur wenige bleiben vom Schlechten und von den verbotenen Verlockungen (Fitan) in dieser Sache verschont.

Ibn ‘Uthaimin, möge Allah ihm barmherzig sein, wurde über Folgendes befragt:

Viele der Brüder - möge Allah sie rechtleiten - schauen Fußballspiele im Fernsehen und sagen: „Es ist nichts dabei“, wobei wir doch wissen, dass bei diesen Spielen die zu bedeckenden Körperteile (‘Aura) offen gezeigt werden und vor allem bei den Spielen, die außerhalb des Königreichs (Saudi-Arabien) stattfinden. Auch befinden sich im Stadion Frauen (gemischt mit Männern). Leider sind einige dieser Brüder praktizierende Muslime (Multasimin), die damit argumentieren, dass sie das Spiel nur verfolgen, um es anzusehen, nicht, um eine Mannschaft anzufeuern oder aus Begeisterung für sie.

Ibn ’Uthaimin, möge Allah ihm barmherzig sein, antwortete:

„Tatsächlich sind einige Leute mit dem, auf das du hingewiesen hast, geprüft, und es wurde für sie zu einer starken Leidenschaft - ich meine das Schauen von (Fußball-) Spielen. Es geht sogar so weit, dass einige deswegen eventuell das Gemeinschaftsgebet lassen. Und es ist kein Geheimnis, dass wenn eine Person wegen dieser Sache das Gemeinschaftsgebet lässt, sie eine Sünde begeht und ungehorsam (gegenüber Allah) ist. Dies, da das Gemeinschaftsgebet eine Pflicht ist. Wenn wir aber einmal annehmen, dass eine Person (zum Schauen eines Spiels) sitzt, nachdem sie das Nachtgebet (al-‘Ischa) gebetet hat, so sagen wir in diesem Fall: Auch wenn sie von einer Sünde verschont bleiben sollte, so ist ihr Sitzen (zum Schauen eines Spiels) nutzloser Zeitvertreib. Jedoch glaube ich nicht, dass sie von Sünde verschont bleibt, aufgrund folgender Dinge:

Erstens: Da diese Person ihre Zeit nutzlos verschwendet. Und Zeit ist teurer als materieller Besitz und für einen klugen Menschen wertvoller als Geld. Deswegen sagte Allah, der Erhabene (in der ungefähren Bedeutung auf Deutsch): „Wenn dann der Tod zu einem von ihnen kommt, sagt er: ‚Mein Herr, bringt mich zurück, (99) auf dass ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe.‘" [Koran 23:99-100] Diese Aussage weist darauf hin, dass eine Person bereuen wird, was sie verschwendete an Dingen, die nicht für das Wohlgefallen Allahs, des Mächtigen und Majestätischen, verwendet wurden.

Zweitens: Es (das Schauen von Spielen) bewirkt, dass das Herz der jeweiligen Person an diesem hängt. Wenn sie sich selbst aber davon (vom Schauen von Spielen) entwöhnen würde, so wäre es ihr dann nicht wichtig. So wie es unter den Menschen bekannt ist: Diejenigen, die diese Spiele nicht ansehen, interessieren diese nicht. Wenn sie Nachrichten sehen und dann diese Spiele kommen, schalten sie den Fernseher aus. Wenn eine Person aber beginnt, diese Spiele anzusehen, so hängt sie ihr Herz daran, gewöhnt sich an sie, und ihre Liebe zu diesen Spielen wird zur Leidenschaft.

Drittens: Vielleicht gewinnt in diesen Spielen, wer ungläubig ist oder einer, der große Sünden begeht, und im Herzen der diese Spiele schauenden Person wird die Bewunderung, Zuneigung und Loyalität zu ihm gesät. Und das ist gefährlich.

Viertens: Derjenige, der diese Spiele schaut, wird Geld verschwenden, indem er für den Fernseher und ebenso die Lichter an dem Platz, an dem er sich (zum Schauen) aufhält, den Strom bezahlt. Es kann sein, dass dies viel Geld kostet.

Deshalb ist meine Meinung, dass das Schauen dieser (Fußball-) Spiele etwas an Torheit an sich hat. Und es beinhaltet etwas an Gefahr für den Menschen. Deshalb ziemt es sich für dich, der du konsequent bist, dass du diese (Fußball-) Spiele nicht schaust.“

(Aus: Liqaa al-Baab al-Maftuuh, 11/35, Seitenangabe der Schamila-Bibliothek)

Siehe auch die Antwort auf die Frage Nr. 22636.

Viertens:

Aufgrund des zuvor Erwähnten erscheint uns, dass es nicht den islamischen Regelungen entspricht, dass jemand sich mit diesem Spiel (Fußball) befasst, so dass es zu einer ihn beschäftigenden Wichtigkeit wird und er eine Mannschaft hat, mit der sein Herz beschäftigt ist (und sich ständig darum kümmert), ob sie gewinnen oder verlieren wird.

Und es erscheint uns, dass es nicht den islamischen Regelungen entspricht, Bittgebete für den Sieg oder die Niederlage einer Mannschaft zu machen, da es in diesem Spiel - entsprechend dem bekannten Zustand der spielenden Mannschaften - viele Verletzungen der islamischen Gesetze und Regelungen gibt.

Dass die Übertretung der Regelungen zu Bittgebeten ein Grund dafür ist, dass diese nicht angenommen werden, bedeutet nicht, dass dann allgemein alle Bittgebete nicht angenommen werden, sondern, dass nur das Bittgebet nicht angenommen wird, bei dem diese Regelungen nicht eingehalten wurden.

Und Allah weiß es am besten.

Quelle: Islam Q&A