Sonntag 5 Rajab 1446 - 5 Januar 2025
German

Warum erhört Allah unser Bittgebet nicht?

Frage

Warum erhört Allah unser Bittgebet (arab. Dua) nicht?

Inhalt der Antwort

Alles Lob gebührt Allah..

Imam Ibn Al-Qayyim – möge Allah ihm barmherzig sein – sagte: „Die Bittgebete und Schutzformeln sind wie Waffen – die Wirksamkeit der Waffe hängt jedoch vom Kämpfer ab, nicht nur von ihrer Schärfe. Wenn die Waffe vollständig und fehlerfrei ist, der Arm stark ist und kein Hindernis vorhanden ist, wird sie den Feind erfolgreich treffen. Bleibt eines dieser drei Dinge aus, bleibt auch die Wirkung aus.” (Ad-Da’ wa Ad-Dawa’, S. 35).

Daraus wird deutlich, dass es bestimmte Zustände, Verhaltensregeln und Urteile gibt, die beim Bittgebet und beim Bittenden erfüllt sein müssen. Es gibt auch Hindernisse und Barrieren, die das Erreichen und die Erhörung des Bittgebets verhindern können und von dem Bittenden sowie vom Bittgebet entfernt werden müssen. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, erfolgt die Erhörung.

Zu den Gründen, die dem Bittenden helfen, die Erhörung des Bittgebets zu erreichen, gehören:

  1. Aufrichtigkeit (arab. Ikhlas) im Bittgebet: Dies ist die wichtigste und bedeutendste Etikette. Allah – mächtig und majestätisch ist Er – hat zur Aufrichtigkeit im Bittgebet aufgefordert, so sagte Er, erhaben ist Er: „So ruft Allah an, (wobei ihr) Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion (seid) (Ghafir:14)”. Aufrichtigkeit im Bittgebet bedeutet, die feste Überzeugung zu haben, dass der Angeflehte – nämlich Allah, – mächtig und majestätisch ist Er – allein dazu in der Lage ist, das Anliegen zu erfüllen, und sich davon fernzuhalten, damit vor den Menschen anzugeben.
  2. Die Reue und Rückkehr zu Allah, erhaben ist Er: Sünden sind einer der Hauptgründe dafür, dass das Bittgebet nicht erhört wird. Daher sollte der Bittende vor seinem Bittgebet zur Reue eilen und um Vergebung bitten. Allah – mächtig und majestätisch ist Er – sagte, dass Nuh – Allahs Friede sei auf ihm – sagte: „Ich sagte: „Bittet euren Herrn um Vergebung – Er ist ja Allvergebend – so wird Er den Regen auf euch ergiebig (herab)senden und euch mit Besitz und Söhnen unterstützen und für euch Gärten machen und für euch Bäche machen.” (Nuh:10-12).
  3. Flehen, Demut, Unterwürfigkeit, Hoffnung und Furcht: Dies ist der Geist des Bittgebets, sein Kern und Zweck. Allah – mächtig und majestätisch ist Er – sagte: „Ruft euren Herrn in Unterwürfigkeit flehend und im Verborgenen an. Gewiss, Er liebt nicht die Übertreter.” (Al-A’raf:55)
  4. Beharrlichkeit, Wiederholung und Geduld ohne Ungeduld und Langeweile: Beharrlichkeit zeigt sich durch das wiederholte Bitten, zwei- oder dreimal. Und es ist besser, sich auf dreimal zu beschränken, im Einklang mit der Sunna des Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm. Ibn Mas’ud – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete, dass der Prophet es liebte, dreimal (um etwas im Bittgebet) zu bitten und dreimal um Vergebung zu bitten. Überliefert von Abu Dawud und An-Nasai.
  5. Das Bittgebet in Zeiten der Leichtigkeit und das häufige bitten in Zeiten des Wohlstands und der Weite: Der Prophet – Allahs Frieden und Segen auf ihm – sagte: „Kenne Allah in Zeiten des Wohlstands, so kennt Er dich in Zeiten der Schwere.“ Überliefert von Ahmad.
  6. Das Anrufen Allahs mit Seinen schönsten Namen und höchsten Eigenschaften zu Beginn oder am Ende des Bittgebets: Allah – erhaben ist Er – sagte: „Allahs sind die schönsten Namen; so ruft Ihn damit an.“ (Al-A’raf:180)
  7. Die Wahl von prägnanten und besten Worten im Bittgebet sowie klaren und umfassenden Bitten. Das beste Bittgebet ist das Bittgebet des Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm. Es ist auch erlaubt, mit anderen Worten zu bitten, die den eigenen Bedürfnissen entsprechen.

Zu den (guten und empfohlenen) Verhaltensregeln (des Bittgebets) gehört ebenfalls: Sich der Gebetsrichtung (arab. Qibla) zuzuwenden, im Zustand der rituellen Reinheit zu sein, das Bittgebet mit der Lobpreisung Allahs – mächtig und majestätisch ist Er – und den Segenswünschen auf den Propheten – Allahs Frieden und Segen auf ihm – zu beginnen, und es ist auch empfehlenswert, die Hände während des Bittgebets zu heben – all dies ist jedoch keine Pflicht, (vielmehr empfohlen).

Zu den Faktoren, die die Erhörung des Bittgebets begünstigen, gehört die Wahl bevorzugter Zeiten und Orte.

Zu den bevorzugten Zeiten zählen: Die Zeit vor dem Morgengebet, das letzte Drittel der Nacht, die letzte Stunde am Freitag, während es regnet und die Zeit zwischen dem Adhan und der Iqamah.

Zu den bevorzugten Orten gehören: Allgemein die Moscheen, insbesondere die heilige Moschee (Masjid Al-Haram).

Zu den Zuständen, in denen das Bittgebet erhört wird, zählen: Der Ruf des Unterdrückten, der Ruf des Reisenden, der Ruf des Fastenden, der Ruf des in Not Geratenen und der Ruf eines Muslims für seinen Bruder im Verborgenen.

Was die Hindernisse für die Erhörung des Gebets angeht, so gehören dazu:

  1. Wenn das Bittgebet an sich schwach ist, sei es wegen eines Übertritts (der Grenzen Allahs) oder aufgrund schlechten Benehmens gegenüber Allah, mächtig und majestätisch ist Er. Ein Übertritt liegt vor, wenn man Allah – mächtig und majestätisch ist Er – um Dinge bittet, um die ein Mensch nicht bitten darf, wie beispielsweise um ewiges Leben auf der Erde oder um sündhafte oder verbotene Dinge, oder wenn man für sich selbst um den Tod oder Ähnliches bittet. Abu Huraira – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete, dass der Prophet – Allahs Frieden und Segen auf ihm – sagte: „Das Gebet des Dieners wird solange erhört, solange er nicht um Sünde oder das Abbrechen von familiären Bindungen bittet.” Überliefert von Muslim.
  2. Wenn der Bittende an sich schwach ist, aufgrund der Schwäche seines Herzens in der Hinwendung zu Allah, erhaben ist Er. Ein Beispiel für schlechtes Benehmen gegenüber Allah – erhaben ist Er – ist das Erheben der Stimme im Bittgebet oder indem man Allah – mächtig und majestätisch ist Er – bittet, als wäre man unabhängig und abgeneigt. Ebenso (ist es unangemessen), sich übermäßig um den Wortlaut (des Bittgebets) zu kümmern und dabei den Sinn aus den Augen zu verlieren, oder zu versuchen, zu weinen und zu schreien, ohne dass dies tatsächlich geschieht, und darin übertrieben zu sein.
  3. Ein weiterer Grund, der die Erhörung des Bittgebets verhindert, kann sein, dass man in die Verbote Allahs verfällt, wie in verbotenes Geld (das unrechtmäßig erworben wurde), oder verbotenes Essen, Trinken, Kleidung, Unterkunft, Fortbewegungsmittel oder durch das Erlangen von unzulässigen Positionen. Ebenso spielt die Ansammlung von Sünden im Herzen eine Rolle, sowie Innovationen in der Religion (arab. Bid’ah) und die Überwältigung des Herzens durch Unachtsamkeit.
  4. Die Inbesitznahme von unrechtmäßigem Geld ist eines der größten Hindernisse für die Annahme von Bittgebeten. Abu Huraira – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete, dass der Gesandte Allahs – Allahs Frieden und Segen auf ihm – sagte: „O ihr Menschen! Allah ist gut und akzeptiert nur das Gute. Und Allah befahl den Gottesfürchtigen das, was Er auch den Gesandten befahl, so sagte Er: „O ihr Gesandten, esst von den guten Dingen und handelt rechtschaffen; gewiss, Ich weiß über das, was ihr tut, Bescheid.” Und Er sagte: „O die ihr glaubt, esst von den guten Dingen, mit denen Wir euch versorgt haben.” Dann erwähnte er einen Mann, der lange auf Reisen war, zerzaust und staubig, und seine Hände zum Himmel erhob und rief: ‘O Herr, o Herr!’ Doch sein Essen ist verboten, sein Trinken ist verboten und er wurde mit Verbotenem ernährt – wie soll (sein Bittgebet) so erhört werden?!” Überliefert von Muslim.

Der Mann, den der Prophet – Allahs Frieden und Segen auf ihm – erwähnte, hatte einige bestimmte Angelegenheiten, die die Annahme (seines Bittgebets) begünstigten, wie seine Reise und seine Bedürftigkeit zu Allah – mächtig und majestätisch ist Er – aber die Annahme wurde durch seine Inbesitznahme von unrechtmäßigem Geld behindert. Und wir bitten Allah, um Sicherheit und Wohlergehen.

  1. Die Voreiligkeit bei der Antwort und das Abbrechen des Bittgebets: Abu Huraira – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete, dass der Gesandte Allahs – Allahs Frieden und Segen auf ihm – sagte: „Das Gebet eines von euch wird erhört, solange er nicht voreilig ist und sagt: ‚Ich habe gebeten, aber mir wurde nicht geantwortet.‘“ Überliefert von Al-Bukhari und Muslim.
  2. Das bedingte Bitten, wie zum Beispiel zu sagen: „Oh Allah, vergib mir, wenn Du willst.” Vielmehr sollte der Bittende in seinem Gebet Entschlossenheit zeigen, sich anstrengen und beharrlich bitten. Der Prophet – Allahs Frieden und Segen auf ihm – sagte: „Keiner von euch soll sagen: ‘Oh Allah, vergib mir, wenn Du willst’ oder ‘Oh Allah, erbarme Dich meiner, wenn Du willst.’ Stattdessen soll er in seiner Bitte entschlossen sein, denn es gibt nichts, was Ihn daran hindert.” Überliefert von Al-Bukhari und Muslim.

Es ist nicht (zwingend) erforderlich, dass der Bittende all diese Anstandsregeln befolgt und dass ihm alle diese (aufgezählten) Hindernisse fernbleiben, um eine Antwort (auf sein Bittgebet) zu erhalten; dies ist eine seltene Angelegenheit. Vielmehr sollte der Mensch sich bemühen, so gut wie möglich danach zu streben, diese (Regeln) zu befolgen.

Von den wichtigen Angelegenheiten, die der Diener (zudem) wissen muss, ist, dass die Antwort auf das Bittgebet in verschiedenen Formen erfolgen kann: Entweder erfüllt Allah – mächtig und majestätisch ist Er – das, was er sich wünscht, oder er wendet ihm ein Übel ab, oder er erleichtert ihm etwas Besseres, oder er bewahrt es für ihn am Tag der Auferstehung, wenn der Diener am dringendsten darauf angewiesen ist.

Und Allah weiß es am besten.

Quelle: Schaikh Muhammad Salih al-Munajjid