Sonntag 21 Jumaada Ath-Thaany 1446 - 22 Dezember 2024
German

Weshalb haben die Prophetengefährten das Totengebet für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- einzeln verrichtet?

Frage

Weshalb gab es damals keinen Vorbeter (Imam) für das Totengebet des Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm-.

Inhalt der Antwort

Alles Lob gebührt Allah..

Erstens:

Es wurde durch viele authentische Überlieferungen bestätigt, dass die Prophetengefährten -möge Allah mit ihnen zufrieden sein- das Totengebet für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- einzeln verrichtet haben und nicht in der Gemeinschaft.

Von Abi ˈAsiib oder Abi ˈAsiim -möge Allah mit ihm zufrieden sein- wurde überliefert, dass er dem Totengebet für den Propheten Allahs Segen und Frieden auf ihm- beiwohnte. Sie (die Prophetengefährten) sagten: „Wie sollen wir für ihn das Gebet verrichten?“ Er sagte: „Tretet gruppenweise hinein.“ Er sagte: „Sie traten durch diese Tür hinein und verrichteten für ihn das (Toten-)gebet, worauf sie dann durch die andere Tür hinausgingen.“
Überliefert von Imam Ahmad in „Al-Musnad“ (34/365), hrsg. Von der „Ar-Risalah“ Stiftung.

Die Überprüfer dieser Ausgabe sagten:
„Seine Überlieferungskette ist authentisch (Sahih) und seine Überlieferer sind vertrauenswürdig und gehören zu den Überlieferern von Al-Bukhary und Muslim, bis auf Hammad Ibn Salamah, der einer der Überlieferer bei Muslim ist.

Die Geschichte bezüglich des Totengebets wird durch einen Hadith von Ibn ˈAbbas bei Ibn Majah (1628) und von Sahl Ibn Saˈd bei Al-Bayhaqi in „Ad-Dalail“ (7/250) attestiert. Beide Überlieferungen sind schwach (Daˈif).“

Ibn ˈAbdilbarr -möge Allah ihm barmherzig sein- sagte:
„Was das betrifft, dass die Leute für ihn (sprich den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm-) das Gebet einzeln verrichtet haben, so sind sich die Biographieschreiber und die Überlieferer darüber einig. Es gibt keine Meinungsverschiedenheit diesbezüglich.“
[Ende des Zitats aus „At-Tamhid“ (24/397)]
Wer sich über alle zu dieser Thematik vorhandenen Überlieferungen informieren möchte, soll ich des „Al-Musannaf“ von ˈAbdurrazzaq As-Sanˈani (3/473) bedienen und das Kapitel: „Wie wurde das Totengebet für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- verrichtet?“ anschauen, und „Al-Musannaf“ von Ibn Abi Schaybah (14/552) – das Kapitel: „Was wurde über den Tod des Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- überliefert“. Desweiteren „Al-Badr Al-Munir“ von Ibn Mulaqqin (5/274-279), „At-Takhlis Al-Habir“ von Ibn Hajar (2/290,291) und „Al-Khasais Al-Kubra“ von As-Suyuti (2/412/413).

Zweitens:
Dafür, dass die Prophetengefährten das Totengebet für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- einzeln verrichtet haben, erwähnen die Gelehrten -möge Allah ihnen barmherzig sein- viele Gründe, welche wären:

Der erste Grund:
Einige Gelehrten sagen, dass dies aufgrund des Vermächtnisses des Gesandten Allahs -Allahs Segen und Frieden auf ihm- an seine Gefährten geschah, dass sie es nämlich einzeln für ihn verrichten sollen. Dieses wurde jedoch nicht durch eine authentische Überlieferungskette bestätigt, sondern in einigen schwachen Ahadith überliefert.

As-Suhayli -möge Allah ihm barmherzig sein- sagt:
„Dies hat eigens mit ihm -Allahs Segen und Frieden auf ihm- zu tun, wobei diese Handlung nur auf dem Weg des „Tauqif“ erfolgen kann (sprich von Allah oder Seinen Gesandten angeordnet und nicht schlussgefolgert). Ebenso wurde es überliefert, dass er es als Vermächtnis hinterlassen hat, was von At-Tabari mit einer geschlossenen Überlieferungskette überliefert wurde.

Die rechtswissenschaftliche Sicht darauf ist, dass Allah -gepriesen ist Er- das Gebet für ihn verpflichtend gemacht hat, und zwar durch Seine Worte: „O die ihr glaubt, sprecht den Segen (As-Salah/Gebet) über ihn und grüßt ihn mit gehörigem Gruß.“ [Al-Ahzab 33:56]
Das Urteil dieses Gebets, welches der Vers umschließt, ist, dass es ohne einen Imam (Vorbeter) erfolgt. Dabei wird das (Toten-)gebet für ihn nach seinem Ableben von dem Wortlaut des Verses umschlossen. So impliziert es jedenfalls der Vers.“
[Ende des kurzgefassten Zitats]
Der zweite Grund:
Das starke Wetteifern miteinander, um diese große Ehre zu erlangen, die Menschen im Gebet für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- zu leiten, aus Liebe zu ihm -Allahs Segen und Frieden auf ihm-. Es ist diese gewaltige Liebe, bei welche keine Selbstlosigkeit und Nachsicht (dem anderen Gegenüber) zulässt, sondern einen Wetteifer zu Folge hat, in seiner -Allahs Segen und Frieden auf ihm- Nähe zu sein, und zwar das letzte Mal in diesem vergänglichem Diesseits. Und dies vor allem vor dem Hintergrund dessen, dass die Nachfolgeschaft (Khilafa) und Führung der Muslime derzeit noch nicht endgültig beschlossen wurde und es nicht bekannt war, wer derjenige sein wird, der sich der Angelegenheit der Muslime annehmen wird, um sie im Gebet zu leiten. Sie waren daher bestrebt die Einheit der Muslime zu wahren und abzuwarten, sich auf einen unter ihnen zu einigen, der ihr Führer (Imam), dem gefolgt wird, sein wird. Der Khalif ist derjenige dann, der die Muslime in den Gebeten leitet.
Imam Asch-Schafiˈi -möge Allah mit ihm zufrieden sein- sagt:
„Die Menschen verrichteten einzeln das Totengebet für den Gesandten Allahs -Allahs Segen und Frieden auf ihm-, ohne einen Vorbeter. Dieses aus dem Grund der Wichtigkeit der gewaltigen Angelegenheit des Gesandten Allahs -Allahs Segen und Frieden auf ihm-, und im Wetteifer, dass einer unter ihnen die Leitung im Gebet übernimmt.“

[Ende des Zitats aus „Al-Umm“ (1/314)]

Und Imam Ar-Rami -möge Allah ihm barmherzig sein- sagte, nachdem er die Worte von Imam Asch-Schafiˈi -möge Allah ihm barmherzig sein- erwähnt hat:
„Zu der Zeit wurde kein Imam ernannt, der das Volk anführt. Wenn einer von ihnen sich im Gebet vor die Leute gestellt hätte, um sie zu leiten, so würde er alles andere auch übernehmen, so auch die Nachfolge (Khilafah).“

[Ende des Zitats aus „Nihayatu Al-Muhtaj“ (2/428)]

Der dritte Grund:
„Das Wetteifern der Prophetengefährten -möge Allah mit ihnen zufrieden sein-, um den besonderen Segen des Gebets für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- zu erlangen, indem sie es alleine verrichten, ohne dabei hinter einem Vorbeter zu stehen. Niemand von ihnen hat es angenommen, dass sich jemand im Gebet zwischen ihn und den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- stellt, um eben diese Belohnung und den Segen zu bekommen.“
Imam Al-Qurtubi -möge Allah ihm barmherzig sein- sagt:
„Ein jeder von ihnen wollte den Segen für sich selbst erlangen, ohne darin (im Gebet) jemandem zu folgen).“
[Ende des Zitats aus „Al-Jamiˈu li-Ahkami Al-Qurˈan“ (4/225)]

Schaikh Ibn ˈUthaimin -möge Allah ihm barmherzig sein- sagt:
„Die Prophetengefährten haben einzeln für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- das Totengebet verrichtet, weil es ihnen missfiel als Imam (Vorbeter) in Anwesenheit des Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm- genommen zu werden. Daher verrichteten sie einzeln das Gebet für ihn, erst die Männer und dann die Frauen.“
[Ende des Zitats entnommen aus unserer Fatwa Nr. 152888]

Der vierte Grund:
Es ist die Verehrung/Wertschätzung und die Hochachtung vor dem Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm-. Außerdem hat sich jeder von ihnen gescheut in seiner Anwesenheit die Menschen im Gebet für ihn zu führen, da er -Allahs Segen und Frieden auf ihm- deren Imam, Vorbeter, Führer und Leiter war. Deswegen hat sich keiner getraut sich seiner Stellung anzunehmen und nach seinem Ableben selbst, ohne seine Erlaubnis, seinen Platz einzunehmen. Wie man sieht steht dieser Grund im Widerspruch zu den vorherigen zwei, die von einigen Gelehrten angeführt wurden.

Imam Al-Bahuti Al-Hanbali -möge Allah ihm barmherzig sein- sagt:

„Die Sunnah bezüglich des Gebets für ihn (den Toten) ist, dass es in Gemeinschaft verrichtet wird, aufgrund dessen, dass er -Allahs Segen und Frieden auf ihm- und seine Gefährten es so gehandhabt haben, ausgenommen beim Totengebet für den Propheten -Allahs Segen und Frieden auf ihm-. Dieses haben sie aus Hochachtung ihm gegenüber ohne einen Vorbeter verrichtet.“
[Ende des Zitats aus „Scharh Muntaha Al-Iradat“ (1/357)]

Dieses sind die Gründe, welche die Gelehrten erwähnt haben. Wir können uns auf keines davon festlegen, das es sein kann, dass sie teilweise oder alle zusammen die edlen Prophetengefährten dazu angeleitet haben das Totengebet für ihn -Allahs Segen und Frieden auf ihm- einzeln zu verrichten. Es können auch andere Gründe der Anstoß dafür gewesen sein. Allah weiß es am besten.

In der Antwort auf die Frage Nr. (152888) wurde über die Erlaubnis gesprochen, dass das Totengebet einzeln verrichtet werden kann und die Verrichtung in der Gemeinschaft dabei die Sunnah widerspiegelt und weder obligatorisch ist, noch eine Voraussetzung für die Gültigkeit des Gebets darstellt.

Und Allah weiß es am besten.

Quelle: Islam Q&A