Mittwoch 17 Jumaada Ath-Thaany 1446 - 18 Dezember 2024
German

Wie erziehen wir unsere Kinder?

Frage

Was ist Ihr Rat, wie wir unsere Moral verbessern und unsere Kinder dazu erziehen können? Ich habe von vielen Gelehrten gehört, dass es notwendig ist, bei den Gelehrten zu bleiben und ihre Gesellschaft zu suchen, um tugendhafte Moral zu lernen… Ich bin sehr besorgt, weil die Umgebung um mich herum schlecht ist und die Gesellschaft insgesamt nicht hilft, gute Moral zu pflegen, insbesondere da ich erst vor kurzem zum Islam konvertiert bin und nicht genug Wissen habe, um meine Moral und die meiner Kinder zu verbessern. Es stört mich, dass sie so viel und gerne fernsehen und mit einigen Verwandten und Freunden in Kontakt stehen, die sie negativ beeinflussen. Trotz unserer Bemühungen, ihnen gute Moral zu vermitteln, stellen wir fest, dass der Einfluss der Gesellschaft und der Freunde viel stärker ist. Ich bin verwirrt und ratlos, wie ich dieses Problem überwinden kann. Geduld und Sanftmut haben keine Wirkung gezeigt.

Sollte man daher zu Strenge und Gewalt greifen, um ihr Verhalten zu verbessern?

Inhalt der Antwort

Alles Lob gebührt Allah..

Wir gratulieren dir zu der Gnade, die Allah dir durch die Rechtleitung zum Islam erwiesen hat, und wir bitten Allah – erhaben ist Er -, uns und dich Standhaftigkeit in diesem Glauben zu gewähren, bis wir Ihm begegnen und Er mit uns zufrieden ist. Wir gratulieren dir auch zu Ihrem Eifer, deine Kinder rechtschaffen zu erziehen.

Was die Antwort auf deine Frage betrifft, so können wir hier einige wichtige Punkte nennen, die dir – mit Allahs Hilfe – bei deinem Vorhaben helfen können:

Erstens: Wir müssen beachten, dass schlechte Eigenschaften in der Regel den Neigungen und Wünschen der Seele entsprechen; deshalb nimmt das Kind sie bei geringstem Einfluss und schwächstem Grund an. Im Gegensatz dazu sind gute Eigenschaften eine Disziplinierung der Seele und eine Zurückhaltung von ihren Begierden, die sie verderben und ihr Nutzen entgehen lassen. Der gute Charakter bedeutet, gegen die Neigungen der Seele zu handeln; sie sind ein Prozess des Aufbaus, der Mühe und Anstrengung erfordert.

Die richtige Erziehung besteht darin, die guten Eigenschaften fest in der Seele des Kindes zu verankern, sodass sie in der Lage ist, die verderblichen Begierden zu überwinden. Dies bewirkt, dass die Seele nur bei Dingen Ruhe findet, die sie verbessern, und alles verabscheut, was diesen guten Eigenschaften widerspricht. Damit das Kind diese guten Eigenschaften annimmt, muss man sie ihm lieb machen, und Liebe kann nicht durch Zwang und Härte entstehen, sondern erfordert Folgendes:

  1. Sanftmut und Milde

Es gibt mehrere prophetische Hadithe, die dazu anleiten, Sanftmut und Milde im Umgang zu verwenden, darunter:

Von Aischa – möge Allah mit ihr zufrieden sein -, der Frau des Propheten – Allahs Segen und Frieden auf ihm -, wird berichtet, dass der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Allah liebt Sanftmut in allen Dingen.” Überliefert von Al-Bukhari (6024).

Muslim überlieferte (2592) von Jarir, dass der Prophet – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Wer die Sanftmut entbehrt, dem wird das Gute vorenthalten.“

Von Aischa – möge Allah mit ihr zufrieden sein -, der Frau des Propheten – Allahs Segen und Frieden auf ihm -, wird berichtet, dass der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Sanftmut ist in keiner Sache vorhanden, ohne dass sie sie schmückt, und sie wird aus keiner Sache entnommen, ohne, dass sie dadurch entstellt wird.“ Überliefert von Muslim (2594).

Und von Aischa wird berichtet, dass sie sagte: Der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Wenn Allah – erhaben ist Er – einer Familie Gutes will, lässt Er ihnen Sanftmut zukommen.“

Überliefert von Imam Ahmad in seinem Musnad (24427) und von Al-Albani als authentisch eingestuft in „Sahih Al-Jami As-Saghir“, Nr. (303).

Kinder neigen dazu, ihren sanften und unterstützenden Elternteil zu lieben, der sich um sie kümmert, jedoch ohne Schreien und Wut, soweit es die Kraft zulässt, sondern mit Weisheit und Geduld.

Das Kind befindet sich in einem Alter, in dem es sowohl Unterhaltung und Spielen braucht als auch in einem geeigneten Alter für Disziplin und Unterweisung. Daher sollte allem sein Recht gemäß einem Maß und einer Mitte gegeben werden.

Wenn Kinder ihren sanften Elternteil lieben, wirkt diese Liebe als starker Anreiz zur Gehorsamkeit gegenüber den Eltern. Im Gegensatz dazu führt das Fehlen von Sanftmut und das Vorhandensein von Gewalt und Strenge zur Abneigung und letztlich zu Rebellion und Ungehorsam oder zur Kontrolle durch Angst, die das Kind zu Lügen und Betrug verleiten kann.

  1. Der Umgang mit Sanftheit schließt den Einsatz von Strafen bei Bedarf nicht aus, jedoch sollte man beachten, dass Strafen in der Erziehung mit Weisheit eingesetzt werden müssen. Es ist nicht angebracht, das Kind für jede Verfehlung zu bestrafen. Strafen sollten nur angewandt werden, wenn Sanftheit, Ratschläge und Gebote nicht nützen, (um das Kind zu erziehen.)

Außerdem muss eine Strafe sinnvoll sein. Zum Beispiel, wenn du bemerkst, dass deine Kinder zu viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, könntest du ihnen Programme vorgeben, die sie nützlich finden, die sie jedoch nicht schädigen und möglichst frei von Verstößen sind. Sollten sie die festgelegte Zeit überschreiten, könntest du sie konsequent für einen ganzen Tag vom Fernsehen ausschließen. Falls sie sich erneut nicht an die Regeln halten, könntest du sie für eine längere Zeit davon abhalten, je nachdem, wie es den Zweck erfüllt und zur Erziehung beiträgt.

  1. Das gute Vorbild

Eltern sollten sich zuerst selbst die Tugenden aneignen, die sie ihren Kindern beibringen möchten. Es ist zum Beispiel nicht angebracht, dass ein Vater seinem Kind das Rauchen verbietet, während er selbst raucht.

Deshalb sagte einer der Altvorderen (arab. Salaf) zu den Lehrern seiner Kinder: „Das erste, was du an deinen Kindern verbessern solltest, ist deine eigene Verbesserung, denn ihre Mängel sind an deinen Mängeln gebunden. Das Gute bei ihnen ist das, was du tust, und das Schlechte ist das, was du unterlässt.“ Entnommen aus: „Tarikh Ad-Dimashq“ (38/271-272).

  1. Die rechtschaffene Umgebung

Dies ist eine Umgebung, die die gute Tat lobt und deren Ausführer respektiert, während sie die schlechte Tat und deren Ausführer tadelt. In unserer heutigen Zeit fehlt oft diese rechtschaffene Umgebung, aber wir können sie durch Anstrengung und körperlichen, psychischen sowie finanziellen Einsatz schaffen – in sha Allah.

Zum Beispiel, wenn eine muslimische Familie in einem Viertel lebt, in dem keine anderen muslimischen Familien vorhanden sind, sollte diese Familie bemüht sein und sich anstrengen, in ein Viertel oder eine Stadt zu ziehen, in der es viele Muslime gibt, oder in ein Viertel, in dem es Moscheen oder aktive islamische Zentren gibt, die sich um die Kinder der Muslime kümmern.

Zum Beispiel, wenn ein Kind ein besonderes Interesse an Sport oder Kultur hat, sollte die Familie sich bemühen, geeignete Sport- oder Kulturvereine zu finden, die von engagierten Muslimen geleitet werden. Diese Vereine sollten von muslimischen Familien besucht werden, die großen Wert auf die rechtschaffene Erziehung ihrer Kinder legen. Die soziale Umgebung spielt, wie du sagst, eine große Rolle. Versuche daher, die negativen Auswirkungen der bestehenden Umgebung durch positive Kontakte mit muslimischen Familien zu minimieren.

Wenn der Vater für schöne Kleidung, leckeres Essen und ein komfortables Zuhause sorgt, sollte er ebenso in den Erwerb guter Eigenschaften investieren und sich den Lohn bei Allah erhoffen.

Zweitens: Du solltest dich besonders in Zeiten, in denen das Bittgebet eher angenommen wird, anstrengen, (viele) Bittgebete zu sprechen, wie im letzten Drittel der Nacht, während der Niederwerfung und am Freitag. Bitte Allah – erhaben ist Er – vermehrt, dass Er deine Kinder bessert und sie auf den geraden Weg führt. Das Bittgebet für die Kinder gehört zu den Eigenschaften der rechtschaffenen Diener Allahs. Allah – erhaben ist Er – sagte: Und diejenigen, die sagen: „Unser Herr, schenke uns an unseren Gattinnen und unseren Nachkommenschaften Grund zur Freude, und mache uns für die Rechtschaffenen zu einem Vorbild.“ (Al-Furqan:74).

Shaikh Abdur-Rahman As-Sa’di – möge Allah ihm barmherzig sein – sagte: „Grund zur Freude” bedeutet, dass unsere Augen durch sie erfreut werden.“

Wenn wir ihren Zustand und ihre Eigenschaften betrachten, erkennen wir an ihrem Engagement und ihrem hohen Status, dass sie erst dann zufrieden sind, wenn sie ihre Nachkommen als gehorsam gegenüber ihrem Herrn sehen, wissend und handelnd. Dies ist nicht nur ein Bittgebet für ihre Ehepartner und Nachkommen in Bezug auf ihre Tugendhaftigkeit, sondern auch ein Bittgebet für sich selbst, da der Nutzen davon ihnen selbst zugutekommt. Daher bitten sie darum als eine Gabe für sich selbst, indem sie sagen: „Schenke uns“. Ihr Bittgebet hat auch einen Nutzen für die Allgemeinheit der Muslime, denn wenn die erwähnten Personen rechtschaffen sind, wird dies dazu führen, dass viele, die mit ihnen verbunden sind, ebenfalls rechtschaffen werden und von ihnen profitieren.”

Ende des Zitats, entnommen aus: „Taisir Al-Karim Al-Mannan fi Tafsir Kalim Ar-Rahman“ (587).

Zur weiteren Klärung siehe die Fatwa Nummer (4237) und Nummer (10016).

Und Allah weiß es am besten.

Quelle: Islam Q&A