Freitag 24 Rabii' Al-Awwal 1446 - 27 September 2024
German

Bringt das Streben nach weltlichen Angelegenheiten Sorgen mit sich?

Frage

Folgende Aussage habe ich in einem Video gehört. Wie wahr ist diese Äußerung: „Kein Diener bittet um eine Angelegenheit von den Angelegenheiten des Diesseits, ohne dass ihm nicht auch gleichermaßen Sorgen gewährt werden”?

Zusammengefasste Antwort

Der erwähnte Wortlaut in der Frage: Er wurde nicht vom Propheten – Allahs Frieden sei auf ihm – authentisch (überliefert), und es gibt von ihm – Allahs Frieden und Segen auf ihm – keine authentische Überlieferung, die besagt, dass das Bitten um Gutes in dieser Welt Sorgen verursacht. Vielmehr wird vor der Hingabe an weltliche Angelegenheiten gewarnt, die von den Angelegenheiten des Jenseits ablenken oder das Streben danach ohne erlaubte Mittel.

Inhalt der Antwort

Alles Lob gebührt Allah..

Was das allgemeine Aussprechen dieser Aussage betrifft, so ist er zweifellos falsch. Die Menschen haben stets ihren Herrn um Hilfe gebeten und große Wünsche in Bezug auf ihre religiösen und weltlichen Angelegenheiten geäußert.

Es gibt kein religiöses Verbot, das das Bitten um das Gute in dieser Welt oder das Streben danach untersagt.

Vielmehr ist das Verwerfliche und Verbotene im Zustand des Dieners, dass er kein Interesse und keine Beschäftigung mit dem Jenseits hat, nicht danach strebt und kein Verlangen danach hat. Vielmehr sind seine ganzen Sorgen, seine Beschäftigung und seine Bittgebete nur auf das Diesseits und das, was darin ist, gerichtet.

Allah – erhaben ist Er – sagte: „Unter den Menschen gibt es manch einen, der sagt: „Unser Herr, gib uns im Diesseits!“ Doch hat er am Jenseits keinen Anteil. (200) Unter ihnen gibt es aber auch solche, die sagen: „Unser Herr, gib uns im Diesseits Gutes und im Jenseits Gutes, und bewahre uns vor der Strafe des (Höllen)feuers! (201) Für jene gibt es einen Anteil an dem, was sie verdient haben. Und Allah ist schnell im Abrechnen. (202) (Al-Baqarah:200-202)

Von Anas ibn Malik wird berichtet, dass ihm gesagt wurde: „Deine Brüder sind aus Basra zu dir gekommen – während er an jenem Tag in Al-Zawiyah war -, damit du Allah für sie im Bittgebet anrufst.” Er sagte: „O Allah, vergib uns, erbarme dich unser, gib uns Gutes im Diesseits und Gutes im Jenseits und bewahre uns vor der Strafe des (Höllen)feuers.” Sie baten ihn, mehr zu sagen, und er wiederholte dasselbe und sagte: „Wenn euch dies gegeben wird, habt ihr sowohl das Gute im Diesseits als auch im Jenseits erhalten.” Überliefert von Al-Bukhari in „Al-Adab Al-Mufrad” (633) überliefert und von Al-Albani als authentisch eingestuft.

Im Gegenteil, dies zeigt eindeutig, dass es erlaubt und anbefohlen ist, um Gutes im Diesseits zu bitten.

Von ʿA’isha wird überliefert, dass der Gesandte Allahs – Allahs Frieden und Segen auf ihm – ihr dieses Bittgebet gelehrt hat: „O Allah, ich bitte Dich um alles Gute, sofortiges und späteres, was ich davon weiß und was ich nicht weiß. Und ich suche Zuflucht bei Dir vor allem Bösen, sofortigem und späterem, was ich davon weiß und was ich nicht weiß. O Allah, ich bitte Dich um das Beste, worum Dein Diener und Prophet Dich gebeten hat, und ich suche Zuflucht bei Dir vor dem Bösen, wovor Dein Diener und Prophet Zuflucht gesucht hat. O Allah, ich bitte Dich um das Paradies und um das, was dazu führt, an Worten oder Taten. Und ich suche Zuflucht bei Dir vor dem (Höllen)feuer und vor dem, was dazu führt, an Worten oder Taten. Und ich bitte Dich, dass Du jede Entscheidung, die Du für mich getroffen hast, zu einem Guten machst.’“ Überliefert von Ibn Majah (3846) und anderen, und von Al-Albani als authentisch eingestuft.

Von Anas wird berichtet, dass er sagte: „Ich ging eines Tages zum Propheten – Allahs Frieden und Segen auf ihm – und es waren nur meine Mutter und meine Tante Umm Haram bei mir. Da kam er zu uns herein und sagte: „Soll ich nicht für euch (vor)beten?“ Und das war nicht zur Gebetszeit. Ein anwesender Mann fragte: „Wo hat er Anas positioniert?“ Er sagte: „Er stellte ihn zu seiner Rechten.“ Dann betete er mit uns und sprach Bittgebete für uns – (für) die Angehörigen des Hauses – (und er bat) um alles Gute in dieser Welt und im Jenseits. Meine Mutter sagte: „O Gesandter Allahs, dein kleiner Diener; bitte Allah für ihn.“ Da betete er für mich um alles Gute, und am Ende seines Bittgebets sagte er: „O Allah, mehre sein Vermögen und seine Nachkommenschaft und segne ihn.“‘ Überliefert von Al-Bukhari in „Al-Adab Al-Mufrad” (88) und von Al-Albani als authentisch eingestuft.

Zweitens:

Das Verwerfliche daran sind zwei Dinge:

Erstens: Dass das Diesseits das einzige Anliegen und Besorgnis des Dieners ist, wie bereits erklärt, und dass er keine Sorge um das Jenseits hat und keinen Anteil an seinem Streben dafür.

Zweitens: Dass sein Bittgebet, das zu den höchsten Annäherungen und eine der bedeutendsten Anbetungen und das wichtigste Mittel zum Erreichen von Zielen ist, sich ausschließlich auf das Diesseits bezieht.

Über Ubay ibn Ka’b wird berichtet, dass der Prophet – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Verkünde dieser Ummah gute Nachrichten über Erhabenheit, Sieg und Festigung. Wer von ihnen eine Tat des Jenseits für das Diesseits verrichtet, der wird im Jenseits keinen Anteil haben.” Überliefert von Ahmad (21223) und anderen, und von Al-Albani als authentisch eingestuft.

Von Zaid ibn Thabit – möge Allah mit ihm zufrieden sein – wurde berichtet: „Ich hörte den Gesandten Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagen: ‘Wer die Welt zu seiner Sorge macht, dem wird Allah seine Angelegenheiten zersplittern und Armut vor seinen Augen machen. Er wird nichts von dieser Welt erhalten, außer dem, was für ihn geschrieben ist. Und wessen Vorsatz das Jenseits ist, dem wird Allah seine Angelegenheiten erleichtern und Reichtum in sein Herz legen. Die Welt wird nichtsdestotrotz zu ihm kommen.'” Überliefert von Ibn Majah (4105) und von Al-Albani als authentisch eingestuft.

Deshalb gehörte zu den Bittgebeten des Propheten – Allahs Segen und Frieden auf ihm -, dass Allah ihm nicht das Diesseits zu seinem Ziel und seiner größten Sorge machen möge:

Über Ibn Umar wird berichtet, dass er sagte: „Selten erhob sich der Gesandte Allahs – Allahs Frieden und Segen auf ihm – aus einer Sitzung, ohne für seine Gefährten folgende Bittgebete zu sprechen: „O Allah, gewähre uns einen Anteil an der Furcht vor Dir, was zwischen uns und dem Ungehorsam dir gegenüber steht, und von deinem Gehorsam, was uns zu deinem Paradies führt, und von der Gewissheit, was uns die Schwierigkeiten dieser Welt erleichtert, und lass uns genießen mit unserem Gehör, Sicht und Kräften, solange du uns Leben gibts. Ermögliche es uns, die Rechnung mit denen zu begleichen, die uns Unrecht getan haben, und gewähre uns den Sieg über diejenigen, die uns feindselig gegenüberstehen. Lass unsere Prüfung nicht in unserem Glauben sein, und mache das Jenseits nicht zu unserer größten Sorge oder zum Ziel unseres Wissens, und setze nicht diejenigen über uns, die kein Erbarmen mit uns haben.'” Überliefert von At-Tirmidhi (3502) und von Al-Albani als gut (arab. hasan) eingestuft.

Die zweite verwerfliche Angelegenheit ist:

Dass der Diener von der Liebe zu dieser Welt ergriffen ist, sodass es ihm gleichgültig ist, ob er sie auf erlaubten oder verbotenen Wege erwirbt.

Über Abu Umamah wird überliefert, dass der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Wahrlich, Jibril gab mir ein, dass keine Seele sterben wird, bevor ihre (Lebens)frist abgelaufen ist und sie ihre Versorgung erhalten hat. Seid daher mäßig in dem Streben (nach der Versorgung) und keiner von euch soll sich dazu verleiten lassen, seine Versorgung durch Sünden zu suchen; denn das, was bei Allah ist wird nicht mit etwas erreicht, außer durch Gehorsam ihm gegenüber.” Überliefert von Abu Na’im in „Al-Hilyah” (10/26) und anderen und von Al-Albani als authentisch eingestuft.

Basierend auf diesen beiden Punkten, sich von weltlichen Angelegenheiten vom Jenseits ablenken zu lassen und weltlichen Gewinn auf jede verfügbare Weise anzustreben, ohne darauf zu achten, ob sie erlaubt oder verboten sind – so sollten wir die Warnung verstehen, sich um weltliche Angelegenheiten zu bemühen oder für weltliche Angelegenheiten zu beten.

Abu Mu’awiyah Al-Aswad sagte: „Wer das Jenseits zu seinem größten Anliegen macht, wird am Tag der Auferstehung von Kummer überwältigt sein.”

Maslamah ibn Abd Al-Malik sagte: „Diejenigen, die am wenigsten besorgt um das Jenseits sind, sind am wenigsten besorgt um das Diesseits.” Überliefert von Ibn Abi Dunya in Dhamm Ad-Dunja” (283, 284)

Das Fazit:

Der erwähnte Wortlaut in der Frage: Er wurde nicht vom Propheten – Allahs Frieden sei auf ihm – authentisch (überliefert), und es gibt von ihm – Allahs Frieden und Segen auf ihm – keine authentische Überlieferung, die besagt, dass das Bitten um Gutes in dieser Welt Sorgen verursacht. Vielmehr wird vor der Hingabe an weltliche Angelegenheiten gewarnt, die von den Angelegenheiten des Jenseits ablenken oder das Streben danach ohne erlaubte Mittel.

Die Warnung besteht vielmehr darin, sich mit ihnen von den Angelegenheiten des Jenseits ablenken zu lassen oder sie ohne rechtmäßigen Grund zu erstreben.

Und Allah weiß es am besten.

Quelle: Islam Q&A